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Silke Helbich ist nah dran: im Dialog mit Landwirt Jens Engelken

Die Sorgen der Landwirte sind groß: Preisverfall von Milch, Butter und Fleisch, neue Vorgaben für mehr Tierwohl, Natur- und Artenschutz und Tierseuchen wie die Afrikanische Schweinepest und die Vogelgrippe lassen viele Bauern mit dem Rücken zur Wand stehen. Jetzt hat sich Silke Helbich von der SPD Sögel ein Bild von der Situation gemacht und sich auf dem Weg zu einer Bundestagskandidatur eingehend mit dem Thema beschäftigt.

Über  Tierwohl  im  Legehennenstall  diskutierte  Landwirt  Jens  Engelken  mit  Silke  Helbich

 

Stallarbeit ist der Sögelerin nicht unbekannt. Einst auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in Schwaben großgeworden, kennt sie die Abläufe. Doch die grüne Branche hat sich in den Jahren enorm gewandelt. Vor allem im Emsland haben sich landwirtschaftliche Betriebe spezialisiert und sind stark gewachsen. Doch immer neue Auflagen wie etwa zu Umweltschutz und Tierwohl sorgen für Unmut bei den Betriebsleitern. „Es ist die Masse an Auflagen in kürzester Zeit, die viele Betriebe nicht so schnell erfüllen können“, erläutert Jens Engelken.

Der 40-jährige Agraringenieur leitet einen Betrieb im Harener Ortsteil Wesuwe, hat diesen in den vergangenen zehn Jahren stark umgekrempelt. Alte Betriebszweige wie die Milchviehhaltung und den Kartoffelanbau abgeschafft, dafür neue für sich entdeckt. Eine Biogasanlage gehört nun zum Betrieb, 36000 Legehennen werden in einem Freilandhaltungsstall gehalten, weitere 52000 Tiere legen ihre Eier in einem Bodenhaltungsstall, rund 200 Bullen werden veredelt. Neben 125 Hektar Ackerland mit hohem Maisanteil verfügt der Betrieb noch über 40 Hektar Grünland. Um Fruchtfolgen einzuhalten, tauscht Engelken regelmäßig Land mit anderen Bauern und hat Kooperationen gegründet.

Die Eier werden von einer Maschine verpackt und später zum Eierhändler verfrachtet. Viele Fragen hatte Politikerin Silke Helbich zur Tierhaltung an Landwirt Jens Engelken

Längst unterstützen Mitarbeiter auf dem Betrieb. „Bei Teamtreffen kommen schon mal bis zu 15 Leute, von Festangestellten bis zu Minijobbern wie etwa Schülern“, erzählt der dreifache Familienvater nicht ohne Stolz. Der Betrieb scheint gut aufgestellt, wie Helbich findet. Vor allem beim Blick auf die Direktvermarktung. Vor rund zehn Jahren hatte Engelken diesen Bereich mit auf dem Hof integriert. In zwei sogenannten Regiomaten, also großen gekühlten Automaten, werden regionale Produkte, Snacks und Getränke angeboten, nebenan liegen Eier und Kartoffeln für Kunden parat. Seit Beginn der Coronazeit bieten eine örtliche Floristin und ein Grillspezialist ihre Produkte auch dort an. „Das kommt gut an“, weiß Engelken, sagt aber auch: „Politik und Verbraucher fordern viel, das braucht Zeit.“ So etwa in Sachen Tierwohl.

Mit Vergnügen wirft die Politikerin Stroh in den Tretmiststall der Bullen. Den hatte Engelken im vergangenen Jahr mit erheblichen Mitteln umbauen lassen. Die Tiere liegen täglich auf frischem Stroh. Eine Mutterkuhherde mit Niederungsrindern, einer alten Rasse, genießt gar großflächige Weideflächen, wird neben weiteren Tieren direkt vermarktet. „Wir spüren ein Umdenken bei den Menschen, immer mehr Kunden machen mit und bestellen bei uns“, ist der dreifache Familienvater überzeugt von dieser Nische.

In den Regiomaten auf dem Hof Engelken werden regionale Produkte, Snacks und Getränke angeboten.

Ähnlich wie er sieht auch die Sögeler Sozialdemokratin den niedersächsischen Weg als Vorzeigemodell für die Bundesrepublik. Dabei hatten Politik, Umweltverbände und Landwirtschaft gemeinsam einen Kompromiss in Sachen Umweltschutz gefunden. ​Das Programm steht für mehr Natur-, Arten- und Gewässerschutz, für biologische Vielfalt und den Schutz der Ressource Landschaft, Silke Helbich macht klar, dass sie sich bei einem Einzug in den Bundestag für die Ausweitung dieses Modells auf andere Bundesländer einsetzen will.

Bei ihrem Besuch auf dem Hof wird der ambitionierten Politikerin Helbich indes schnell klar, wie sehr der Weltmarkt Einfluss auf jeden einzelnen Betrieb hat. Milch- und Schweinepreise orientieren sich daran, Futterkosten ebenso. Dazu drängen Produkte aus den umliegenden EU-Ländern auf den Markt in Deutschland. Hergestellt unter zum Teil weit weniger Anforderungen als hierzulande. „Das frustriert uns, deshalb gehen viele demonstrieren“, erklärt Engelken. Dabei sei ihm wie den Berufskollegen ein hohes Tierwohl wichtig, erzählt er. „Unsere Hühner legen nur Eier, wenn es ihnen richtig gut geht, auf dem Acker gedeihen Pflanzen nur, wenn wir vernünftig mit dem Boden umgehen“, verweist der Landwirt auf zahlreiche Kontrollen durch Behörden in allen Betriebsbereichen.

Silke Helbich hilft mit beim Einstreuen von Stroh und Rinderbuchten in den Tretmiststall der Bullen.

Gespräche mit der Politik sind ihm wichtig, er freut sich über Besuche wie den der 48-Jährigen Emsländerin. „Landwirtschaft hat sich in den vergangenen Jahren zu sehr verschlossen, aber Verbraucher wollten auch nicht wirklich wissen, wie moderne Landwirtschaft funktioniert“, sieht der Betriebsleiter Fehler auf beiden Seiten. Er unterstützt die Bauernbewegung Land schafft Verbindung und sieht darin eine Chance, den Agrarsektor wieder mit Verbrauchern zusammenzubringen. Ebenso mit dem Einzelhandel auf Augenhöhe zu verhandeln. Und setzt auf Gespräche mit Politikern, wie etwa mit Silke Helbich. “Ich finde es toll, wie aufgeschlossen und detailliert Familie Engelken mir die Situation der Landwirtschaft im Emsland erläutert hat. Im Dialog und mit gemeinsam erarbeiteten, verbindliche Lösungen können wir Umwelt- und Klimaschutz, Tierwohl und moderne, zukunftsorientierte Landwirtschaft zusammenbringen”, ist die Sögeler Sozialdemokratin überzeugt.